
Am Donnerstag berief Bischof Harald Rückert einen neuen Superintendenten. Matthias Kapp, zurzeit Pastor im württembergischen Marbach am Neckar, wird sein neues Amt als Superintendent im kommenden Jahr antreten.
Ein Hirte für die Hirten
»Ich bin jetzt seit dreißig Jahren Pastor mit Leib und Seele«, begann Matthias Kapp seine kurze Rede an die Mitglieder der Süddeutschen Jährlichen Konferenz. Pastor bedeute übersetzt »Hirte sein«. »Das kann ich«, so der frisch zum Superintendenten in spe Berufene. Diese Aufgabe sehe er auch in seinem neuen Amt angesagt. Die Kirchenordnung bringe in der Beschreibung des Superintendentenamts diese Aufgabe auch auf den Punkt: »Den pastoralen Mitgliedern und ihren Familien Unterstützung und Fürsorge angedeihen (zu) lassen«. Kapp schlussfolgert daraus: »Der Superintendent ist also ein ›Hirte für die Hirten‹.«
Jungschar, Zivildienst, Pastor – Berufung auf dem Weg
Der 58-jährige Ehemann und Familienvater zweier erwachsener Kinder ist in Tübingen geboren und aufgewachsen. Von Kind an sei er »in die EmK hineingewachsen« und habe aktiv mitgearbeitet. Als Jungscharleiter lernte er, was es heißt, Leitungsaufgaben und Verantwortung wahrzunehmen. In Chören, Posaunenchören und Bläserkreisen entfaltete er seine musikalischen Fähigkeiten.
Sein Weg zum Pastor begann während der Zivildienstzeit. Damals sei ihm der Ruf in den pastoralen Dienst bewusst geworden. Das Kolleg für biblische Sprachen in Stuttgart, ein Praktikumsjahr in der dreißig Kilometer nordöstlich von Stuttgart gelegenen EmK-Gemeinde des Bezirks Backnang und das Theologiestudium in Tübingen und Reutlingen bildeten die Grundlage für den sich dann anschließenden Gemeindedienst. Dieser begann 1994 als Pastor auf Probe in Mössingen, am Fuß der Schwäbischen Alb. Nach der Ordination war er von 1997 an neun Jahre als Pastor in der Zionsgemeinde in der Stuttgarter Weststadt. Von 2006 war er noch einmal, jetzt als leitender Pastor, in Mössingen, bevor er 2017 in die zwanzig Kilometer nördlich von Stuttgart gelegene Schiller-Stadt Marbach am Neckar wechselte. Seither ist er dort leitender Pastor der evangelisch-methodistischen Erlöserkirche.
Leiten durch Lieben
Auf die Frage, was er aus seiner umfangreichen Erfahrung als Gemeindepastor in den neuen Dienst als Superintendent mitnehme, antwortet Kapp ganz spontan: »Wertschätzung!« Die Wertschätzung der Ehrenamtlichen in der Gemeinde sei ihm zunehmend wichtig geworden. »Das hilft den Hauptamtlichen genauso, dass sie gesehen werden und dass sie in ihren Stärken wahrgenommen werden«, ist Kapp von der Übertragbarkeit dieser anerkennenden Grundhaltung in seine neue Aufgabe überzeugt. Dazu gehöre auch, viel Freiraum zu ermöglichen. Es gehe darum, »Menschen ihre Stärken ausleben zu lassen und nicht so viele Vorgaben zu machen«. Auf diese Weise könne etwas in Bewegung kommen.
Ein Hobby mit Selbstberatungspotential
Fast nebenbei, als diene es nur der Vollständigkeit, erwähnt Kapp in den ersten Zeilen seines Lebenslaufs sein Hobby als Besitzer eines kleinen Weinbergs in Tübingen. Es könnte sein, dass dieses Hobby für den Superintendenten in seiner neuen Aufgabe wohl selbst zu einem Gleichnis werden kann. In biblischen Geschichten und den Gleichnissen Jesu ist immer wieder von Weinbergen die Rede. Vom Winzer ist regelmäßige Pflege gefordert, Zuwendung und treuer Einsatz. Aber auch von klaren Schnitten und nötigen Eingriffen zur Verbesserung des Ertrags erzählen die biblischen »Fachberichte«. So dürfte das Winzerhobby eine nicht geplante und doch hilfreiche Vor-Ausbildung und im weiteren Dienst eine fortlaufende Begleitung für die Aufgabe als Superintendent sein. Kapps Brüder und Schwestern im Gemeindedienst sollten »ihrem neuen Chef« wünschen, dass er weiterhin Zeit für sein Hobby mit lehrreichem Selbstberatungspotential findet.
Klaus Ulrich Ruof