Die Konferenz will nicht OMNIBUS fahren
Über die Mittagspause liefen die online-Abstimmungen zum Change-Prozess. Welche der vielen Beschlüsse können in einem sogenannten „Omnibus-Verfahren“ abgestimmt werden und zu welchen gibt es Redebedarf? Gedacht war: Es sollten mehrere Anträge auf einmal angenommen werden, für die kein Redebedarf besteht, die eine Mehrheit von 90 % befürwortet.
Da dieses Verfahren dann doch aus verschiedenen Gründen nicht wirklich zuverlässig war, musste erst einmal neu überlegt werden, wie nun weiter verfahren wird. Könnte die Omnibusabstimmung noch gerettet werden?
Doch dann noch einmal ein Umdenken. Superintendent Stefan Kettner trat ans Mikrofon. Wäre es nicht doch denkbar, klassisch abzustimmen?
Und so sollte es nun losgehen mit der inhaltlichen Arbeit. Die Vertreter der Steuerungsgruppe bekamen umgehend das Wort. Aber auch dieses Verfahren stieß nicht auf Gegenliebe in der Konferenz und so legte der Bischof auf Antrag eine zehnminütige Pause fest. Die Konferenzmitglieder gingen somit kurz nach Beginn der Sitzung gleich wieder in eine Unterbrechung! In den Fluren und auf den Treppen gab es viele mehr oder weniger humorige Kommentare.
Und dann geschah das, was niemand mehr richtig erwartet hatte: Die Konferenzmitglieder kamen aus der Pause zurück und nahmen ohne weitere Verzögerungen ihre Arbeit auf:
Die Superintendenten warben für Vertrauen in die erbrachte Vorarbeit und wiesen darauf hin, dass die Anträge zum Teil aufeinander aufbauen würden und ineinandergreifen. Eben auch über die Handlungsfelder hinweg. Und so könnte es durchaus passieren, dass etwas zur Abstimmung kommen könnte, wofür die Grundlage erst später in einem anderen Handlungsfeld zum Beschluss käme. Das sei ihnen durchaus bewusst. Aber man müsse ja irgendwo beginnen.
Mit einem ermunternden „Dann machen wir das so!“ vom Bischof ging es los.
Und nun war die Konferenz auf vertrauten Wegen unterwegs. Anstatt Omnibus bevorzugte sie doch den ihr bekannten „Individualverkehr“: In kürzester Zeit waren die Anträge vom Handlungsfeld „Angebote“ einzeln abgestimmt und es ging mit der „Standortentwicklung“ flott weiter. Hier wurde ein kleiner Umweg gefahren und um für die nächsten Anträge kein „klein, klein“ zu riskieren, ließ sich die Konferenz von einer weiteren Neuerung überzeugen: Bei jedem Antrag wurde sie ab nun immer erst vom Bischof angefragt, ob es Redebedarf geben würde. Erst ab 34 Personen (= 10% der angemeldeten Konferenzmitglieder) wurde die Diskussion eröffnet. Und so kamen weitere Anträge zügig zur Abstimmung. Auf einmal ging es „fast zu schnell“.
Erst beim Handlungsfeld „Struktur- und Entscheidungsprozesse“ zählte der Bischof mehrere mit Redebedarf:
„…29,30, 31 …. Wir reden!“
Nach einem Ausflug in die Dienstzuweisungsliste (Wer gehört drauf? Wer nicht? Wer unterliegt dem Dienstzuweisungssystem?…) fanden die Konferenzmitglieder zurück zum Antrag.
Im Laufe des Nachmittags wurde vieles eingespurt:
- Wie sieht die neue Aufgabenbeschreibung für Superintendent*in aus?
- Welche Personalfragen sind bei ihm oder ihr angesiedelt?
- Wer trägt die Personalverantwortung für die Mitarbeiter im Team vor Ort?…
- Kurz- und Langkonferenzen im Wechsel, auch Vor-, Onlinekonferenzen und Online Hearings sind weiter möglich.
Die Organisationseinheit „Zentrale Dienste“ fasst viele Werke zusammen, gesteuert von einem Verwaltungsrat. Hier sind noch viele Fragen offen und eine neue Arbeitsgruppe wird bis 2025 weiterdenken und ihre Ergebnisse bei der nächsten SJK zur Abstimmung vorlegen.
Schließlich kam sogar noch das Handlungsfeld „Ehrenamt“ zu Wort: Einmal im Jahr soll es in jedem Bezirk ein „Ehrenamtsfest“ geben. Mittelpunkt wird die Begrüßung, Verabschiedung und der Dank an die Ehrenamtlichen sein.
Ein kleines Wunder war passiert. Von der Unsicherheit vom Beginn der Sitzung war nichts mehr zu spüren.
Der Nachmittag schloss mit zwei weiteren Wundern – Menschen, die ihr Leben in den Dienst ihres Gottes und unserer Kirche stellen wollen:
Über zehn fröhliche, junge (und ältere) Menschen traten auf die Bühne und wurden der Konferenz vorgestellt. Die Konferenz freut sich auf die (Weiter-)arbeit mit ihnen!
Ganz zum Ende des Nachmittags berief der Bischof Pastor Matthias Kapp in den Dienst des Superintendenten. Er wird der Nachfolger für Markus Jung, dessen Dienst in diesem Amt im Sommer 2025 endet. Das Besondere: Er wird Superintendent für die Süddeutsche Jährliche Konferenz, nicht mit direkter Zuweisung für den Nürnberger Distrikt, wie Markus Jung. Hintergrund: Die Konferenz wird in diesen Tagen auch über eine Neuordnung der Distrikte entscheiden.
Mit weit am meisten Stimmen war Matthias Kapp im Frühjahr bei einer Online-Nominierung unter den SJK Mitgliedern vorgeschlagen worden und hatte im Gespräch mit dem Bischof seine Bereitschaft zu diesem Dienst erklärt. Gerne folgte der Bischof dem Vorschlag des Wahlausschusses, Matthias Kapp zu berufen. In einem bewegenden Segensgebet wurde ihm die Kraft für sein neues Amt zugesprochen.
Eva-Maria Teichmann